InnoTrans
Drei volle Tage mit Zügen und Zugtechnik. Die für mich spannendsten Dinge habe ich dir hier zusammengeschrieben.

Irgendwie tu ich mich schwer, drei volle Messetage irgendwie zu Papier zu bringen. Schon meinen Rückblick auf Instagram zusammenzustellen, war herausfordernd. Aus der Vielzahl von Fotos ein paar auszuwählen und aus den vielen Erinnerungen die wichtigsten oder interessantesten Momente herauszufiltern, ist gar nicht so einfach.
Ich habe mich nach vielem Hin und Her nun doch für einen Blogbeitrag über die Messe entschieden. Warum? Zum einen für mich selbst. Ich freue mich darauf, irgendwann diesen Blogbeitrag nochmal zu lesen und in den Erinnerungen zu schwelgen. Andererseits hoffe ich, dem einen oder anderen ein bisschen von meiner Faszination weiterzugeben. Faszination über die Größe der Messe, Faszination über die ganzen Firmen, die irgendwie auch was mit Bahn zu tun haben und Faszination über die vielen neuen Fahrzeuge, die ausgestellt wurden. 😊

Zunächst zur Messe an sich. Die InnoTrans (Internationale Fachmesse für Verkehrstechnik) findet in den Hallen der Messe Berlin statt und belegt dort alle Hallen. Einen Lageplan gibt es hier. Den ersten Tag habe ich eigentlich vollständig gebraucht, um mir einen Überblick zu verschaffen. Inhaltlich gibt es alles. Von den Herstellern der Bahnhofsuhren über Kabelhersteller, Navigations-Software, Schraubenhersteller für die Schwellen, Weichen oder Oberleitungen, bis hin zu ganzen Zügen und Bussen im Außengelände. Nicht zu vergessen, die ganzen Hersteller von Sitzen, Bezügen, Haltestangen, Gepäckregalen, Motoren, ... Ich glaube, egal, was du dir so vorstellst und noch mehr. Alles, was im entferntesten mit Zügen zu tun hat, war da.
Ich habe mich natürlich längst nicht mit allen unterhalten. Dafür hätte meine Zeit nicht gereicht, vieles fand ich auch nicht spannend, an manchen Ständen wurde weder deutsch noch englisch gesprochen und dann habe ich mich doch immer wieder auch ein bisschen wie ein Eindringling gefühlt, weil ich genau genommen ja gar keine Fachbesucherin war...

Aber ich habe viel gelernt.
Besonders interessant fand ich die Halle mit den Fahrgastinformationssystemen (kurz FIS). Also alle Anzeigen, die man so an Bahnhöfen, in Bussen oder Bahnen findet. Die Aussteller waren die Display-Hersteller. Von daher konnte man mit ihnen nicht so gut darüber reden, was dann tatsächlich auf den Displays zu sehen ist. Das machen ja dann die „Kunden“ – also die Verkehrsunternehmen. Aber man konnte sehen, wie sich Schriftart, Schriftgröße, Farbe, Kontrast, ... auf die Lesbarkeit auswirken. Und nur, weil das eine internationale Messe ist, darf man nicht denken, dass die Displays alle gut zu lesen waren. 😅
Besonders innovativ sind mir die ePaper-Displays in Erinnerung geblieben. Sie sind sehr energiesparsam (den Akku eines Displays muss man nur ungefähr einmal im Jahr tauschen) und gut für sehbeeinträchtige Personen lesbar, weil sie seitlich beleuchtet werden. So blendet die Schrift nicht. Nur die Handhabung fand ich nicht so intuitiv. Aber das habe der Kunde so gewünscht. Sie könnten das Display auch ganz nach meinen Wünschen designen.

Besonders beeindruckend fand ich das Außengelände. Es wurde damals extra für die InnoTrans mit Bahnanschluss gebaut. Auf dem Außengelände liegen 3.500 Meter Gleise verlegt, die alle zwei Jahre für die InnoTrans genutzt werden. So reihten sich Züge, S-Bahnen und Loks aneinander und man konnte alles mal von außen und innen anschauen. Während im Inneren der Messe „nur“ Attrappen ausgestellt waren, konnte man im Außengelände echte Züge anfassen.
Neben einer Kölner S-Bahn (leider keine von den ganz neuen, sondern eine, die grunderneuert wurde. Also eine von denen, die schon im Einsatz sind) waren auch viele ausländische Züge und Straßenbahnen dabei. Und ein ICE für Ägypten (siehe Bild unten). Grundsätzlich sieht der ICE aus, wie ein deutscher ICE-Velaro. Hier und da fallen einem arabische Schriftzüge auf, die Toiletten sind mit „Springbrunnen“ ausgestattet und die Sitze sind auch ein bisschen anders. Die Nummerierung ist beispielsweise wie im Flugzeug. Also Reihen und dann Buchstaben innerhalb der Reihe. Für die Fachwelt war aber natürlich viel interessanter, wie Siemens Mobility mit dem Problem „Wüstensand“ umgegangen ist. Wer sich über das Ägypten-Projekt informieren will, kann das hier tun.

Übrigens: Sehr auffallend war, wie eng viele der neuen Züge waren. Ich bin ja nicht so groß, stört das also eher weniger, aber auch ich habe es bemerkt. Nicht nur daran, dass sich viele Menschen sehr häufig den Kopf gestoßen haben. 😂 Es gab auch „Doppelsitze“, die maximal für einen Erwachsenen plus Kind reichen. Auf Twitter findet man viele lustige Fotos. 😁

Und dann habe ich mich noch ein bisschen meinem Fachgebiet zugewendet: Barrierefreiheit. Ich habe mich sehr ausführlich mit einem Hersteller von T-Spulen unterhalten. Sie kommen aus England und verbauen dort immer mehr T-Spulen auch im Boden von Zügen, an Bahnsteigen oder in Fahrkartenautomaten. Sie haben mir erzählt, dass die Akustiker die T-Spulen in den Hörgeräten von Kindern und Jugendlichen häufig nicht „anstellen“ und sie deshalb immer wieder mit den Akustikern streiten. Aber die aktivierte Bluetooth-Verbindung lässt sich nicht so leicht im öffentlichen Raum verbauen und ist mit der Kopplung viel komplizierter.
Auch gibt es inzwischen 3D-Karten von Bahnhöfen, die man auf dem Handy öffnen kann. Dann wird einem in Augmented-Reality dann der Weg angezeigt. Anzeigen werden immer öfter mit einem „Vorleseknopf“ und/oder mit Platz für die schriftliche Form einer Ansage ausgestattet.
Schön, dass auf so einer großen, überwiegend technischen Messe auch solche Themen ihren Platz finden. 😊

Was ich abgesehen von den inhaltlichen Schwerpunkten spannend fand, waren die unterschiedlichen Standkonzepte. Einige hatten große Modelle aufgebaut, andere setzten auf Eye-Catcher wie künstliches Feuer und manche boten kostenloses Essen an. Dann gab es die, die am Stand Videos für Instagram drehten (bei der Deutschen Bahn beispielsweise kann man auf dem Instagram-Account einige Ausschnitte von der InnoTrans finden – wenn man weiß, dass wie der Stand auf der InnoTrans aussah). Und dann gab es noch die, die neben ihren Plakaten lediglich einen Tisch aufgebaut hatten, an dem die Mitarbeitenden an ihren Laptops saßen, was eher an Co-Working erinnerte.

Übrigens habe ich gelernt, dass die InnoTrans so ein bisschen von Standpartys lebt. Von anderen Messen kannte ich es so, dass schon eine Stunde vor Schluss die ersten Stände zugemacht hatten und nach hause gegangen waren. Nicht so bei der InnoTrans. Dort wird nach dem offiziellen Ende keiner rausgeworfen, sondern jeden Tag einzelne Stände zum Feiern umfunktioniert. Es gibt Essen, Musik und natürlich soll man vor allem Kontakte knüpfen. Ganz offiziell waren wir bei der bayrischen Standparty vom TSB (Transportsystem Bögl) eingeladen, die sogar extra eine kleine bayrische Musikgruppe eingeladen haben, die dann traditionelle Tegernseer Polka gespielt hat.

Und wo es um Kontakte knüpfen geht: Das war eine der schönsten Seiten der InnoTrans. Bekannte treffen, neue Kontakte knüpfen und gemeinsam über das Messegelände schlendern. Sich bei den verschiedenen Ständen durchfuttern (manche Stände waren dazu besser geeignet als andere und bei manchen fühlte es sich ganz schön illegal an), über die neuen Züge fachsimpeln und lästern, die Begeisterung für Züge und das Zugfahren miteinander teilen. An dieser Stelle ein großes Danke an alle Leute, mit denen ich auf der InnoTrans Zeit verbracht habe. War schön mit euch! 🤗

Im Nachhinein: Die drei Tage, die ich auf der Messe war, waren super anstrengend, haben sich aber wirklich gelohnt. Ich hatte vorher sehr wenig Erwartungen an die Messe. Deshalb war ich auch nicht positiv oder negativ überrascht. Ich hatte keine großen Erwartungen an die Messe und war deshalb auch weder positiv noch negativ überrascht. Die vielen Züge und Bahnmodelle zu sehen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich das Design von Innenräumen weiterentwickelt, war unglaublich spannend.
Und mein Horizont hat sich unglaublich erweitert. Was alles dazugehört zum Bahnfahren. Zum einen, weil es krass spezialisierte Unternehmen gibt, von denen man noch nie was gehört hat. Und dann waren da auch so Unternehmen, wie die Telekom, die eigentlich für etwas ganz anderes bekannt sind, aber irgendwie auch mitmischen. Der Mitarbeiter der Telekom beispielsweise hat mir unter anderem erklärt, wie sie Auslastungen anhand von Zellbewegungen im Mobilfunk errechnen und prognostizieren.

Nur meine Idee, dass auf der Messe dann auch nur Bahnbegeisterte ausstellen, hat sich als falsch herausgestellt. Es gab auch Aussteller, die mir erklärt haben, dass sie Autofahrer sind und gar nicht wissen, wie das, wovon sie mir erzählen, eigentlich in der Realität aussieht. Das hat mich ein bisschen enttäuscht.
Aber insgesamt bin ich wirklich froh, dass ich die 30€ in mein Studententicket investiert habe. Sie haben sich nicht nur in Werbegeschenken und kostenlosem Essen gerechnet. 😉 Immer wieder sehe ich Firmennamen und denke dann automatisch an den entsprechenden Messestand. Also auch, wenn ich bei den allermeisten Firmen vermutlich niemals etwas kaufen werde, die Werbung hat funktioniert. 😁