MiniCabin - die besondere Nachtzugfahrt

Wer durch die Nacht fährt, möchte ja auch ein bisschen (mehr) schlafen. Ich habe das auf Doppelsitzen perfektioniert, bequemer ist ein Abteil, aber noch bequemer ist natürlich ein Bett. Wobei das dann auch direkt deutlich teurer ist. Ziemlich neu ist das Konzept „MiniCabin“ der ÖBB.

MiniCabin - die besondere Nachtzugfahrt

Wer durch die Nacht fährt, möchte ja auch ein bisschen (mehr) schlafen. Ich habe das auf normalen Doppelsitzen perfektioniert, bequemer sind die drei Sitze im Abteil, aber noch bequemer ist natürlich ein Bett. Wobei das dann auch direkt deutlich teurer ist. Ziemlich neu ist das Konzept „MiniCabin“ der ÖBB. Die Idee: Wir bieten kleine Einbett-Kabinen an, in denen man Privatsphäre hat, aber wenig Platz. Ein Zwischending aus Privat-Abteil und Mehrbett-Abteil. Und doch ganz anders. Immer zwei Cabins sind übereinander und immer zwei Cabins teilen sich ein Fenster (deshalb auch die zwei roten Punkte zum Scheibe-einschlagen an den Fenstern). Die zwei Cabins, die sich ein Fenster teilen, kann man auch durch ein kleines Schiebetürchen „verbinden“, wobei „Türchen“ da richtiger ist als „verbinden“.

So viel zur Grund-Idee.

Wir sind zu zweit gereist. Los ging's abends gegen 23:30 Uhr in Göttingen. Einsteigen darf man nur, indem man sagt, welche Kabine man gebucht hat. Da fing schon das erste Problem an: Wir hatten zu spontan gebucht für die Papier-Liste, die der Zugbegleiter dabei hatte. Er war freundlich und hatte Mütter mit Kleinkindern in zwei Cabins „umgebucht“. Damit waren aber unsere Cabins belegt. Wir wurden vertröstet, haben eine halbe Stunde im Wagenübergang gewartet, dann hatte der Kollege aus dem nächsten Wagen unsere neuen Cabins hergerichtet. Immerhin.

Zur Cabin gehört eine Schlüsselkarte, mit der man das Gepäckfach, das Schuh-Fach und die Kabine öffnen kann. (Kleiner Tipp an dieser Stelle: Die drei Schlösser werden zentral am Kabinen-Schloss gesteuert. Man muss die Schlüsselkarte also immer an die Tür halten! Hat bisschen gebraucht, bis wir das verstanden hatten 😅) Die Kabine selbst ist klein, aber praktisch eingerichtet: ein Klapptisch, der von unten einen Spiegel hat, eine Matratze, eine kleine Ecke mit Wireless-Charging (kleiner Tipp an der Stelle: nachts ergibt das gar keinen Sinn, denn das Handy liegt morgens überall, aber garantiert nicht mehr so, dass es dort laden könnte - hab ich auch auf die harte Tour gelernt 😂), Steckdose, Licht-Steuerung, Kissen, Decke und ein Hüttenschlafsack. Eine kleine Flasche Wasser (und zumindest bei einem von uns beiden) eine kleine Manner-Schnitte gab's fürs leibliche Wohl.

Im Wagen gibt es dann noch zwei Toiletten (eine für Männer, eine für Frauen - warum auch immer. Ich war auch einfach auf der Männertoilette, als die Frauentoilette belegt war). Da gibt es jeweils Klo und Waschbecken. Und dann gibt es noch einen Waschraum separat (ich glaube, da ist nur ein Waschbecken drin). Ganz sinnvoll, damit die Toiletten nicht ständig belegt sind.

An sich würde ich sagen, mega gutes Konzept! Man hat keine nervigen Menschen (ich könnte nicht sagen, ob überhaupt noch andere Menschen bei uns im Wagen geschlafen haben), man muss sich keine Gedanken um sein Gepäck machen, man bekommt morgens ein kleines Frühstück (das Heißgetränk darf man sich abends noch aussuchen), muss keine Decke mitnehmen, kann sich aber trotzdem mit seinem/seiner (Reise-)Partner*in in den Schlaf quatschen und hat zumindest ein bisschen das Gefühl, gemeinsam die Nacht zu verbringen.

ABER... Irgendwie finde ich vieles dann doch nicht zu Ende gedacht:

🧳
Die Gepäckfächer sind ziemlich klein. Wir hatten beide keine großen Rucksäcke dabei und die passten beide nur sehr knapp in das jeweilige Fach. Große Backpacker-Rucksäcke finden da mit Sicherheit keinen Platz.
🛏️
Die Matratze ist super dünn und entsprechend sehr hart. Also richtig bequem schläft man da nicht.
💡
Die Lichtsteuerung ist nicht nur ziemlich kompliziert (man kann die Farbe auswählen - aber nicht durch farbige Knöpfe, sondern durch +/- und mit anderen Knöpfen auch noch dimmen, aber ich glaube, die farbige Einstellung kann man dann nicht mehr dimmen - oder ich war zu blöd dafür) und ganz schlimm: Die Knöpfe piepen richtig laut. So laut, dass ich ziemlich bald keine Lust mehr hatte, mich weiter mit den Lichteinstellungen zu beschäftigen, weil ich Angst hatte, alle anderen aus dem Wagen aufzuwecken. 🙈
🔆
Bei jedem Richtungswechsel (also bei uns in Nürnberg und München) Wurden die Lichteinstellungen wieder alle zurückgesetzt. Bedeutet, das kaltblaue Flutlicht geht wieder an. Und wenn ich nicht vom Flutlicht wach geworden bin, dann spätestens, wenn mein Kabinennachbar seines wieder ausmacht.
🌡️
Und bei so einer komplizierten Lichtsteuerung ist es auch ganz logisch, dass man die Temperatur natürlich nicht einstellen kann. Man kann nur die Lüftungsklappen schließen - oder eben nicht.
Die Decken sind nicht besonders dick. Also wer nachts eher friert, sollte auf jeden Fall was warmes anziehen. 🥶
🪟
Das Verbindungsfenster ist eine Schiebetür. Da müssen beide das Schloss öffnen, damit sie aufgeht (durchdacht!), aber man kann sie im offenen Zustand nirgends einrasten lassen. Die klappert nachts also auch immer wieder - genauso wie das Rollo, das man mit sehr viel Feinmotorik am Fenster befestigen muss und da bisschen lose vor sich hin klappert.
🔌
Das mit dem Wireless-Laden habe ich oben ja schon erwähnt. Bringt halt nichts, wenn das Handy da nicht drauf liegen bleibt... Die Steckdose ist übrigens nicht in dem Bereich, wo man das Handy auch hinlegen könnte, sondern auf der anderen Seite am Kopfbereich. Da stören Handy und Ladekabel also auch ein bisschen. Wobei: Wahrscheinlich könnte man das Handy dann in die „Lese-Tasche“ legen. In der Hoffnung, dass es da nicht rausfällt. 😂
🚽
Auf Toiletten gibt es keine Papierhandtücher. Ich weiß, das ist in allen ÖBB-Zügen so, aber gerade für einen Nachtzug ist das dann doch etwas unpraktisch. Vielleicht will man ja doch noch eine kurze Katzenwäsche machen und sich dann nicht trocken föhnen. Und ein eigenes Handtuch kann man ja auch nirgendwo zum trocknen hängen.
Und Toiletten-Fun-Fact am Rande: neben den Kloschüsseln steht jeweils eine ganz normale Plastik-Klobürste. Da scheint jemand im Nachhinein beschlossen zu haben, dass sie notwendig ist. 😅
🍽️
Und noch etwas, was wahrscheinlich durchdacht, aber einfach sehr gemein ist: Das Frühstück bekommt man nur, wenn man sein Bettzeug wieder abgibt. Da ist nichts mit gemütlich im Bett frühstücken, während man seinem Ziel entgegen rollt.

Also insgesamt: Schon ganz nett und auf jeden Fall mal ne Erfahrung! Ob sich das Geld rentiert... Vielleicht, wenn man eh nach Österreich möchte und sich die Verbindung anbietet. Aber in Deutschland eher nicht.

Wir sind übrigens nach Kufstein gefahren (Grenzbahnhof und so), da hat es leider geregnet und so sind wir dann mit dem nächsten ICE direkt wieder nach München zurück.